In erster Linie stellt die Frostverträglichkeit den begrenzenden Faktor dar, was die Auspflanzung einer Palmenart in unseren Breiten betrifft. Aber auch zu viel Feuchtigkeit im Winter oder eine
zu geringe Wärmesumme während den Sommermonaten kann zu Schäden führen oder für ein unbefriedigendes Wachstum sorgen und in der Folge zum Absterben der Palme führen. So ist beispielsweise
Nannorrhops ritchiana sehr frostverträglich (-20 °C), aber für eine
Ausspflanzung in Mitteleuropa völlig ungeeignet, da sie keine Feuchtigkeit im Winter duldet. Arten der Gattung Sabal benötigen für ein gesundes Wachstum sehr hohe Sommertemperaturen. In
Mitteleuropa sind diese hierfür meist zu niedrig und die Sabal-Palmen kümmern vor sich hin, bis sie so geschwächt sind, dass sie bei relativ leichten Minustemperaturen sterben, während
gesunde Exemplare Frösten mit Temperaturen weit im zweistelligen Bereich trotzen würden. Hier habe ich die verschiedenen Palmenarten in drei Eignungs-Kategorien (vereinfacht) eingeteilt, wobei * die geringste und *** die höchste
Frostverträglichkeit indizieren.
Da ich kein grosser Fan von aufwändigen Winterschutzmassnahmen inklusive Wärmequelle bin, welche während der kalten Jahreszeit den Garten verschandeln, beschränke ich mich hauptsächlich auf die ganzjährige Gartenkultur von Palmen der Kategorien ** und ***. Palmenarten der Kategorie * kultiviere ich aber als Kübelpflanzen. Diese verbreiten von März bis November ihren exotischen Charme im Garten. Die Wurzeln bei Kübelpalmen liegen im Gegensatz zu ausgepflanzten Palmen sehr exponiert. Da das Wurzelwerk das frostempfindlichste Organ einer Palme darstellt, dürfen die hier verwendeten Temperaturangaben nicht auf Kübelpalmen übertragen werden!
Da sich die Kulturbedürfnisse von verschiedenen Palmenarten zum Teil erheblich unterscheiden, gibt es nicht den "perfekten" Palmenauspflanz-Standort. Allerdings können einige grundlegende Punkte
genannt werden, die bei der Standortwahl unbedingt beachtet werden sollten. Da es sich bei Palmen um thermophile Pflanzen handelt, ist es wichtig, diese an möglichst wärmebegünstigten Standorten
auszupflanzen. Ein Standort mit einem günstigen Mikroklima ist auf der Alpennordseite unabdingbar. Folgend wird auf einige Standorteigenschaften eingegangen, welche einen erheblichen Einfluss auf
das Mikroklima haben können. Generell sind Standorte, welche gegen Südwesten exponiert sind und gegen Nordosten durch eine Hauswand oder dergleichen geschützt sind, zu
bevorzugen. Die Hauswand wirkt somit schützend vor den eisigen Winden aus Nordosten während der Wintermonate. Im Sommer erhalten die Palmen durch die südliche Ausrichtung viel Sonne und Wärme.
Auch die Topographie kann eine wichtige Rolle spielen. In Senken können sich Kaltluftseen bilden, wo die Temperatur während kalten Winternächten erheblich tiefer sinken
kann als in der höher gelegenen Umgebung. Deshalb sollte darauf verzichtet werden, Palmen in solche Senken zu pflanzen. Standorte, welche als Oberflächenbelag Steine oder
Sand haben oder an eine Mauer grenzen, erwärmen sich bei Sonnenschein stärker als Rasenflächen. Palmen profitieren an solchen Standorten von verlängerten Vegetationsperioden: Sie starten im
Frühjahr früher mit dem Wachstum und stellen dieses im Herbst später ein. Vor allem bei wärmebedürftigen Arten (z.B. Brahea sp., Rhapidophyllum hystrix und Sabal sp.) kann
das Wachstum dadurch beschleunigt werden.
Es ist ratsam, Palmen in der Zeit von März bis Juni zu pflanzen. So steht der frisch ausgepflanzten Palme noch eine ganze Vegetationsperiode zur Verfügung, um sich am neuen
Standort gut einzuwurzeln. Eine Auspflanzung im Herbst ist auch möglich, der Palme sollten im ersten Winter aber nicht allzu tiefe Temperaturen zugemutet werden, das heisst zusätzliche
Winterschutzmassnahmen (s. Kapitel Winterschutz) sind möglicherweise nötig.
Für eine Auspflanzung am besten geeignet sind gesunde Palmen mit einem gut durchwurzelten Ballen, welche eine Höhe von 0.5 bis 1.5 m aufweisen. Palmen dieser Grösse etablieren sich in der Regel am erfolgreichsten am neuen Standort. Palmen mit mehreren Meter Stammhöhe können natürlich auch ausgepflanzt werden, allerdings nimmt die Etablierung am neuen Standort einiges mehr Zeit in Anspruch. Nicht selten sind als Jungpflanzen ausgesetzte Palmen um einiges kräftiger und vitaler als mehrere Jahre alte Exemplare, welche erst mit mehreren Metern Stammhöhe ausgepflanzt wurden. Bei der Auspflanzung von Sämlingen ist darauf zu achten, dass sie von Begleitpflanzen nicht verdrängt werden und genügend Licht abbekommen. Eigene Auspflanzexperimente haben gezeigt, dass die Frostverträglicheit von Sämlingen der Chinesischen Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) jener von adulten Exemplaren der gleichen Art in nichts nachsteht (auch wenn in der Literatur oft das Gegenteil behauptet wird). An einem günstigen Standort können sich ausgepflanzte Palmensämlinge mit einer ähnlichen Geschwindigkeit entwickeln, wie sie dies im Topf tun würden. Eine Ausnahme bilden thermophile Palmenarten der Gattungen Brahea, Rhapidophyllum, Sabal und Trithrinax, welche hohe Bodentemperaturen für ein zufriedenstellendes Wachstum benötigen, sowie Arten, welche allgemein ein langsames Wachstum aufweisen (z.B. die Chilenische Honigpalme (Jubaea chilensis)). Es ist ratsam, Sämlinge der letztgenannten Arten zuerst in Töpfen grosszuziehen, in welchen sich die Erde an sonnigen Tagen schneller erwärmt als der Gartenboden.
Der Durchmesser des Pflanzlochs sollte doppelt so gross sein wie der Durchmesser des Wurzelballens der Palme und ca. 20 cm tiefer als die Höhe des Wurzelballens sein. Es ist wichtig, dass die Zusammensetzung des Substrates zum Auffüllen des Pflanzlochs auf die Art des Gartenbodens abgestimmt wird. Bei nährstoffarmen, durchlässigen Sandböden kann ein Gemisch aus Gartenboden, Blumenerde, Kompost und Torf erfolgversprechend sein. Dichten Lehmböden kann Sand, Kies, oder Lavagestein beigemischt werden um eine bessere Drainage zu erhalten. Zu empfehlen ist zudem das Errichten einer ca. 20 cm mächtigen Drainageschicht aus Blähton oder Tonscherben. Auch Kompost schafft in Lehmböden Hohlräume und liefert zusätzlich Nährstoffe. Bei sehr sauren Böden kann dem Erdgemisch Kalk (z.B. Steinmehl) beigemischt werden, falls die zu pflanzende Palmenart basische Böden bevorzugt. Bei der Pflanzung von Palmenarten, welche empfindlich auf kalkhaltige Böden reagieren (z.B. die Chilenische Honigpalme (Jubaea chilensis) und Butia sp.), kann der Boden mit Humus, Torf und Kompost aufgebessert werden. Bei sehr mageren, nährstoffarmen Böden können zusätzlich Hornspäne eingearbeitet werden. Nach der Pflanzung das Angiessen nicht vergessen!
Ausgepflanzte Palmen sind in der Regel anspruchslos und pflegeleicht. Frisch ausgepflanzte Palmen müssen während sehr trockener bzw. heisser Perioden gegossen
werden. Je nach Bedarf und persönlichem Geschmack können alte, vertrocknete Fächer bzw. Fieder entfernt werden. Einmal pro Jahr nimmt der Aufbau des Winterschutzes Zeit in Anspruch, falls denn
überhaupt einer angebracht werden muss.
Während sehr trockener bzw. heisser Perioden von Mai bis September kann es vor allem bei frisch ausgepflanzten oder jungen Palmen während den ersten paar Jahre nötig sein, diese zu giessen. Bei
gut etablierten Palmen mit weitreichendem Wurzelwerk kann darauf verzichtet werden. Eine Ausnahme bilden Palmen, welche in sehr durchlässige Sandböden gepflanzt wurden. An solchen Standorten
können im Sommer vermehrt Wassergaben nötig sein, um ein gesundes Wachstum zu erzielen.
Da die Böden in Mitteleuropa in der Regel genügend Nährstoffe enthalten, ist es meist nicht nötig ausgepflanzten Palmen Dünger zu verabreichen. Falls Mangelerscheinungen
auftreten, liegt die Hauptursache dafür meist wo anders (siehe nächstes Kapitel).
Falls die Blätter einer Palme einen Gelbstich aufweisen, liegt meist Nährstoffmangel vor. Bei ausgepflanzten Palmen liegt das Problem aber meist nicht an einem nährstoffarmen
Boden. Viel eher ist der Boden stark verdichtet, Staunässe tritt auf und/oder die Bodenazidität ist nicht auf die Palmenart abgestimmt. Dies hat zur Folge, dass
die Palme Probleme hat, die Nährstoffe aufzunehmen, obwohl diese theoretisch im Boden vorhanden sind. Folglich ist es wichtig, die Ursache für die Aufnahmeunfähigkeit von Nährstoffen richtig zu
diagnostizieren und diese zu beheben. Bei verdichteten Böden und Staunässe bleibt meist nichts anderes übrig, als die Palme auszugraben. Danach wird der Boden um das Pflanzloch
grosszügig durch ein durchlässiges Erdgemisch ausgewechselt und eine Drainageschicht errichtet. Dies sollte bevorzugt im Frühling durchgeführt werden, damit die Palme sich wieder während einer
ganzen Vegetationsperiode am Standort etablieren kann und für den Winter gut vorbereitet ist. Wie eine Drainageschicht errichtet wird, oder falls die Bodenazidität als Ursache für die gelben
Blätter diagnostiziert wurde, siehe Kapitel Was muss beim Auspflanzen einer Palme speziell beachtet werden (Pflanzloch, Bodentyp, Drainage)? weiter oben.
In Bearbeitung